Sie  machen es wirklich
Unter der Bewachung von Polizei und Militär
Angeordnet von ganz oben
Zum Schutz vor dem Kapitalismus
Die Mauer

Unabsichtlich wird sie gebaut
Über einhundert Kilometer lang

Niemand hatte die Absicht, eine Mauer zu bauen

Und jetzt setzen die Bauleute Stein auf Stein

Steine, die Familien trennen
Steine, die Ideologien trennen
Steine, die eine Stadt trennen
Steine, die ein Land trennen

Jahre gehen durch dieses Land
Menschen müssen sterben
Weil sie auf die andere Seite der Mauer wollen
Dorthin, wo sie meinen, dass sie frei sind

Die Mauer beginnt auch in unseren Köpfen zu wachsen

Im Osten ist der Kapitalismus böse
Und der Ami
Im Westen der Kommunismus
Und der Russe

Die Erziehung prägt
Auf jeder Seite anders

Die Mauer ist Vergangenheit

Lasst uns keine neue aufbauen

J.Wagner

Unscheinbar zwischen zwei neu eingebauten Fenstern sah ich die Schrift an der Wand

RASIR
SALON

Einmal davon abgesehen, dass ich nicht wusste, dass man das Wort “Rasieren“ einmal ohne das “Verlängerungs-E“ geschrieben hat, kamen mir Gedanken in den Sinn. Gedanken an eine Zeit, die ich nie erlebt habe. Gedanken an die Zeit Anfangs des zwanzigsten, des vorigen Jahrhunderts.

deutschlandfahnenEin unsäglicher Krieg, massenhafte Ermordung von Menschen, Hassparolen und unendliches Leid, ausgehend von einem Land, welches Deutschland hiess, hat den Bewohnern dieses Landes für einige Jahrzehnte den Stolz auf dieses Land genommen. Den meisten wenigstens. Manchen nicht. Aber dieses Deutschland hat sich nach diesem unsäglichen Krieg, nach der Diktatur der Vernichtung gewandelt. Es entstand ein Grundgesetz, auf dem Demokratie gebaut wurde ( und hoffentlich noch wird), in dem die Menschenwürde und die Religionsfreiheit verbrieft wurden.

Da sitze ich nun glücklich auf meinem reservierten Platz, ICE zweiter Klasse. Sparpreis, BahnCard 25, alle Register gezogen. Online gebucht, sogar Sitzplatz ausgesucht. Bewusst in der „Ruhezone“, also da, wo kleine Schaubilder auch denen, die des Lesens nicht mächtig sind, zeigen „Bitte Ruhe“, „Kein Mobiltelefon“.
Ich mag das, die Ruhezone, wenn sie denn mal ruhig ist.
Es war ruhig, bis ein Schmalspurmanager zugestiegen ist. Rollkoffer, oder auch Trolley genannt hinter sich her ziehend, steuert er den Platz am Tisch des Grossraumwagens an.

Men to the left

Heute ist, beziehungsweise war der Internationale Frauentag. Als Blogger muss man ja da was dazu schreiben. Bloss was? Eine Lobeshymne auf die Frauen? Ein Hoch auf das, was alles erreicht wurde? Eine Auflistung, was alles noch zu tun ist?
Schön, das könnte ich jetzt alles machen. Ist auch relativ einfach. Kopieren, einfügen, Worte umstellen und schon ist der Artikel fertig. Werde ich nicht, auch wenn ich vielleicht hier mit meinen Gedanken, die nicht so schön strukturiert und sortiert kommen, wie sie vielleicht sollten, manchmal anecken werde. Ich versuche es trotzdem.

Erst einmal finde ich es gut, dass es den internationalen Frauentag gibt. Heute morgen hatten alle ein Glückwunschmail in ihrer Mailbox. Vom Geschäftsführer. Lag daran, dass es zwar den Verteiler „Standort_Alle“ gibt, aber nicht den Verteiler „Standort_Alle_Frauen“. Das lassen wir lieber, denn das könnte ja schon wieder diskriminierend sein. Also haben wir uns alle, ob Männlein…, nee… Entschuldigung: Ob Frau oder Mann, über ein „Herzlichen Glückwunsch zum Frauentag“ gefreut.
Die zweite Freude kam gleich danach, als nämlich ein grosser Korb mit Süssigkeiten in unserer Produktionshalle auftauchte. „Nur für die Frauen“ wurde ermahnend gesagt. Und dann mussten wir warten, da ja in der Produktionshalle nicht unbedingt gegessen werden sollte. Nach der Pause waren alle Frauen versorgt, viele wollten keine Süssigkeiten, wegen Figur und so, und somit kamen wir Mannsbilder auch in den Genuss der Leckereien.

Hab ich heute gelesen. Es gibt sie, die Sauberläufer. Saubärläufer? Nein Sauber, etwa so wie nicht schmutzig, rein, also einfach sauber.
Sauber, dachte ich, dass es so was gibt. Läuft sich da einer sauber? Also kommt so von der Arbeit, vom Bau, nimmt nicht den Bus, sondern läuft, also rennt nach Hause und kommt strahlend rein zuhause an? Wenn er dabei grinst, sind die Zähne auch schon geputzt? Wie geht das? Und geht das nur bei äusserlichem Dreck? Kann man sich auch innerlich sauber laufen? Oder ist alles nur Tarnung? Wie bei Volkswagen damals? Man erinnere sich: „Der läuft vielleicht sauber“, sagte der Protzat-Fahrer, nachdem er auf der bundesdeutschen Autobahn mit 220 Kilometern pro sechzig Minuten durch die Gegend gebrezelt ist. Und zuhause macht er den Fernseher an und sieht, dass sein „sauberes“ Auto genau so dreckig ist, wie alle anderen. Aber trotzdem ist es sauber gelaufen. Oder meint man mit „Sauberläufer“ nur einen „Gutläufer“, also einen, bei dem alles gut gelaufen ist? Wobei wir dann vom Aktiven ins Passive kommen… Zuerst läuft man nach Hause als Sauberläufer und dann wird man gefragt, ob heute alles gut gelaufen ist. Sauber, oder?