Es wird wohl einen „No Deal“ Brexit geben. Damit verlässt ein Land, welches eigentlich aus mehreren Ländern besteht, eine Staatengemeinschaft, die ihren Ursprung nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg hatte. Ein Europa, deren Länder sich in der Vergangenheit bekriegt haben, sich nicht über den Weg trauten.
Im Schatten der Nachkriegszeit wurde vorsichtig ein Experiment gestartet. Das Experiment Europa, natürlich in erster Linie als Wirtschaftsunion konzipiert, dann aber immer mehr als Zusammenschluss von Menschen und Nationen. Freies Reisen, Demokratie, Arbeitsplatz- und Studienwahl und so vieles mehr.
Zu den Ursprungsländern kamen mehr Länder dazu, schließlich auch durch die Öffnung des damaligen „Eisernen Vorhangs“. Wie in jeder großen Familie gab und gibt es unterschiedliche Meinungen. Und immer wieder glauben die einzelnen Mitglieder, dass sie übervorteilt werden. Entweder, weil sie zu viel in die Gemeinschaft einbringen, oder weil sie (gefühlt) weniger bekommen als andere.
Und dann gibt es die „Alten“. Die, die schon die „Großeltern“ von Europa sind. Und wie in allen Familien gibt es dann Generationenkonflikte. Die einen mit Erfahrung, die sich nichts sagen lassen und die Anderen, die sich Europa ganz anders vorgestellt haben, die es jetzt grundlegen verändern wollen.
Und es gibt die, die ihren Kopf durch Weigerung, durch Veto durchsetzen wollen.
Und viele fragen sich in den letzten Jahren, ob statt des großen Hauses Europa nicht jeder wieder in sein Gartenhaus ziehen sollte, einen hohen Zaun um den Schrebergarten bauen und dann auf seiner Insel glücklich sein.
Großbritannien wird es versuchen. Oder besser gesagt, England, denn Schottland ist nicht unbedingt dafür. Will sogar ein Referendum. Nordirland wird nun zu Nicht-EU und Irland bleibt in der EU. Es werden wieder Grenzen gezogen. Die Royal Navy ist angehalten, bald jedes Fischereischiff aus EU Staaten aufzubringen und hat das Recht, dieses zu beschlagnahmen und die Besatzung erst einmal festzusetzen.
Klingt nicht gleich nach Krieg, aber nach handfesten Auseinandersetzungen in naher Zukunft.
Tolle Projekte wie das Erasmus Studienprogramm werden für Großbritannien nicht mehr gelten. Handelsabkommen werden bei „No Deal“ nicht mehr da sein.
Unabhängigkeit für welchen Preis? Ist das Miteinander gescheitert? Ist die EU nur noch eine Zweckgemeinschaft?
Ich hoffe nicht, dass die Länder, die heute an den Fundamenten der Union graben, Erfolg haben. Ich möchte weiter ein Europa des Miteinanders. Ein Miteinander, in welchem diskutiert wird und unterschiedliche Meinungen Platz haben. Die dann aber erörtert werden und in Lösungen enden.
Und nicht in einer Auflösung eines Experimentes, welches uns ein Europa beschert hat, in welchem Frieden und Austausch große Werte sind.