Teamarbeit wird heute gross geschrieben, Teamfähigkeit zu einer unabdingbaren Eigenschaft im schulischen und beruflichen Leben ausgerufen. In der Freizeit wird über „Teamgeist“ diskutiert und es wird überall versucht, Menschen dazu zu bringen, in allen möglichen (und teilweise auch unmöglichen) Konstellationen zu agieren, zu funktionieren und damit für „das Team“ nutz- und gewinnbringend zu sein.
Gegen ein solches Ansinnen ist im Grunde nichts einzuwenden. Und es ist heute wichtig, Aufgaben und Ziele gemeinsam zu definieren, durchzuarbeiten und zu Ende zu bringen. Einzelkämpfer haben nur noch in Ausnahmefällen Erfolg.
Problematisch wird es, wenn in der Schule das Thema „Teamarbeit“ auf dem Lehrplan steht und die Lehrbeauftragten dieses Thema als Kapitel sehen, das mit einer Prüfung möglichst schnell abgeschlossen werden muss.
Schülerinnen und Schüler werden durch unser Schulsystem zuerst mal zu Einzelkämpfern. Die Noten sind auf die Person bezogen, das Endzeugnis ist wichtig für die persönliche Zukunft. Dies hat auch seinen Sinn und soll hier nicht diskutiert werden. Wenn jetzt jedoch das Thema „Teamarbeit“ genau so behandelt wird wie das Periodensystem der Elemente oder die römische Geschichte; einzig mit dem Ziel, am Ende „das Team“ notentechnisch zu bewerten, dann werden die Kinder und Jugendlichen überfordert. Jedes Team, auch später im Leben, hat Menschen, die ihre Stärken und Schwächen haben. Und diese Eigenschaften können Kinder nicht selbst herausarbeiten und daraus ein richtiges Team formen.
Und was passiert in der Schule? Statt die Chance zu nutzen und das Spannende, Interessante an einem Team herauszuarbeiten, die Motivation bei allen zu wecken, bei sich selbst und den Anderen die Stärken zu entdecken und die Schwächen des Einzelnen durch die Gruppe auszugleichen, wird gesagt: „so, jetzt machen wir Gruppen zu jeweils drei Personen; ich habe folgende Themen, die erarbeitet Ihr dann bis in zwei Wochen.“ Ergebnis: Eine Person schuftet wie blöd, die zweite traut sich nicht, wiel die erste so gut ist und die dritte Person wartet mal ab, was raus kommt.
Nach zwei Wochen wird etwas vorgetragen und jeder der dreien bekommt einen Part und wird benotet – einzeln.
Liebe Lehrer: Wenn Sie so agieren, haben Sie den Auftrag nicht verstanden und das Ziel verfehlt. Danke, dass unsere Kinder von „Team“ nichts mehr wissen wollen.