Eines Morgens im Jahr 1939 hat die Justitia vor dem Gerichtsgebäude in Ulm die Augen verbunden – mit einer Hakenkreuzbinde. Der Urheber dieser Tat blieb lange Zeit unbekannt, aber er kam aus dem Hause Scholl. Es war jedoch nicht Sophie oder Hans, sondern Werner Scholl, der damals seinen Protest gegen die Abiturssperre seines Freundes zum Ausdruck bringen wollte. Werners Freund wollte nicht in die Hitlerjugend und wurde deshalb vom Abitur ausgeschlossen.
Die „Geschwister Scholl“ waren nicht nur Hans und Sophie, die die „Weisse Rose“, die Widerstandsgruppe gegen das Naziregime gründeten, sondern sechs Geschwister: Inge, Hans, Elisabeth, Sophie, Werner und Thilde .
Die Eltern, der Vater Robert ist Pazifist und Mutter Magdalena religiös geprägt, leben ihnen vor, dass man für Überzeugungen einstehen muss.
Robert Scholl hat im Ersten Weltkrieg sein Leben riskiert, als er den Kriegsdienst an der Waffe verweigerte.
Auch Hans und Sophie übernehmen nach ihrer Verhaftung nach dem 18. Februar 1943 die ganze Verantwortung für alle Aktionen der Weissen Rose. Trotzdem können sie nicht verhindern, dass Christoph Probst, ein weiteres Mitglied der Weissen Rose, kurz nach den Beiden verhaftet wird und dann auch zum Tode verurteilt.
Zum Prozess wurde extra der „Bluthund Hitlers“, Richter Freisler, abkommandiert. Der Gerichtssaal ist voll Uniformierter. Hans und Sophie Scholl lassen sich von Freisler nicht provozieren, sondern antworten mutig und ruhig.
Der damalige Gerichtsreferendar Samberger wird später zitiert: „Da standen Menschen, die ganz offensichtlich von ihren Idealen erfüllt waren. Ihre Antworten auf die teilweise unverschämten Fragen (…) waren ruhig, gefasst, klar und tapfer.“
Ihr Vater bittet im Gerichtssaal noch, auch angehört zu werden, was Freisler ablehnt. Robert Scholl wird des Saales verwiesen, nicht ohne dass er Freisler noch zurufen kann: „Es gibt noch eine andere Gerechtigkeit als Ihre“
Sophie und Hans Scholl, sowie Christoph Probst werden von Freisler zum Tode verurteilt. Aber bei dieser „Verhandlung“ hat nicht, wie sonst, Freisler das letzte Wort, sondern Hans, der noch ruft: „Heute hängt ihr uns, und morgen werdet ihr es sein!“
Am 22. Februar 1943 um 17 Uhr werden Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst im Gefängnis Stadelheim durch das Fallbeil getötet.
Hans Scholl, der noch auf dem Richtblock gerufen hat: „Für die Freiheit!“, hat in seiner Zelle das Goethezitat mit Bleistift an die Wand geschrieben:“Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten“. Dies könnte das Motto der ganzen Familie Scholl gewesen sein.
Ich wünsche mir, dass der Tod der Mitglieder der Weissen Rose nicht umsonst war, sondern dass die Erinnerung daran nie stirbt und uns, die wir diese Zeit nicht mitgemacht haben, immer zur Mahnung dient und zur Ermutigung, sich mutig Unrecht und Gewalt entgegen zu stellen.