Mit zunehmender Nähe wächst die Betroffenheit

Um gleich vorab etwas klar zu stellen:
Die Anschläge in Paris am Freitagabend verurteile ich aufs Schärfste und ich bin auch schockiert und sehr betroffen.
Nicht ohne Grund hat es bis heute gedauert, bis ich mich in meinem Blog zu Wort melde.

Aber:
Ich bin nicht Paris, und ich werde auch mein Facebook Profilbild nicht mit der französischen Flagge ausstatten.
Ich werde den Eifelturm nicht in ein Friedenszeichen umwandeln.
Und trotzdem bin ich traurig. Ich trauere. Über den Verlust von Menschen, den Verlust von Menschlichkeit.
Ich trauere, dass im Namen einer Religion Leid über Menschen kommt, dass unter dem Deckmantel des Glaubens sogenannte „Ungläubige“ hingerichtet werden.

Paris hat den Terror des „Islamischen Staates“ uns Europäern nahe gebracht, das Entsetzen, den Tod, die Machtlosigkeit.
Genau der Terror, vor dem die Menschen aus Syrien und anderen Staaten fliehen, ist jetzt in der Stadt der Liebe angekommen.
Es hätte jede andere Stadt sein können.

Jeden Tag werden vom „Islamischen Staat“ und anderen Fanatikern Menschen getötet. Dies ist den Nachrichten eine Zeile wert, wenn es in Syrien passiert.
Wir diskutieren über Zäune an den Grenzen, damit Menschen, die vor eben dem Terror fliehen, der unsere Gesellschaft in Paris erreicht hat, „geregelt“ in die EU einreisen.

Wir machen uns Gedanken, ob Fussballspiele stattfinden sollen und fragen Menschen, die das Massaker überlebt haben, ob sie jemals wieder in ein Konzert gehen werden.

Fragen, die sich in vielen Ländern erledigt haben, denn dort gibt es keine Fussballspiele mehr und keine Konzerte. Da gibt es täglich Terror und täglich Tote.

Und deshalb bin ich nicht „nur“ Paris und bete auch nicht „nur“ für Paris, sondern ich bin Mensch und bete für mehr Menschlichkeit und stehe auf gegen Fanatismus.

Und ich gebe die Hoffnung nicht auf und stelle mir vor, dass es irgendwann möglich sein wird, sein Leben frei leben zu können.