Ein unsäglicher Krieg, massenhafte Ermordung von Menschen, Hassparolen und unendliches Leid, ausgehend von einem Land, welches Deutschland hiess, hat den Bewohnern dieses Landes für einige Jahrzehnte den Stolz auf dieses Land genommen. Den meisten wenigstens. Manchen nicht. Aber dieses Deutschland hat sich nach diesem unsäglichen Krieg, nach der Diktatur der Vernichtung gewandelt. Es entstand ein Grundgesetz, auf dem Demokratie gebaut wurde ( und hoffentlich noch wird), in dem die Menschenwürde und die Religionsfreiheit verbrieft wurden.
Dieses Deutschland hat nach dem Dritten Reich versucht, mit der Schuld, die auf ihm lastete, verantwortungsvoll umzugehen. Es gab gute Momente, es gab weniger gute Entscheidungen und Statements. Aber meiner Meinung nach hat Deutschland sich langsam wieder die Anerkennung der Staaten und derer Menschen erarbeitet, die lange Jahre in Deutschland immer noch das Land der Nazis, der Judenverfolger und der Kriegstreiber gesehen hat.
In Deutschland wird wie in kaum einem anderen Land darauf geachtet, ja keinen Fehler in Bezug auf die Vergangenheit zu machen. „Nie wieder“ haben wir uns auf die (Deutschland) Fahne geschrieben und ein Grossteil der deutschen Bevölkerung meint es auch heute noch so.
Die letzten Jahre haben wir uns langsam wieder zu unserem Land bekennen dürfen. Ich mag die Worte „Nationalstolz“ und „Patriotismus“ und „Vaterland“ nicht, aber ich habe mich gefreut, dass wir uns nicht mehr verstecken. Was nicht heisst, dass wir die Vergangenheit vergessen.
Ich bin ja so gar kein Fussballfan. Aber es war schön, während der letzten Meisterschaften die Autos mit deutschen, italienischen, türkischen, französischen und anderen Wimpeln durch unsere Strassen fahren zu sehen. Farbe im multikulturellen Deutschland.
Und dieses Jahr? Auf einmal rufen die Grünen auf, die Deutschlandwimpel nicht mehr flattern zu lassen. Die Diskussion über Patriotismus und Nationalismus geht los, linke Gruppen brechen die Autowimpel ab und hinterlassen am verbleibenden Plastikstumpf eine Erklärung, warum sie das gemacht haben: Eine Deutschlandfahne produziert Nationalismus…
Andere Papierchen sagen ganz deutlich „Sag Nein zu Deutschland“
Ich sage: Ich lasse mir nicht vorschreiben, in welchem Verhältnis ich zu Deutschland stehe. Und ich lasse mir nicht durch rechte oder linke Extremisten Symbole und Synonyme der Demokratie wegnehmen. Die Deutschlandfahne wurde geschwenkt, als der friedliche Aufstand in der DDR mit der Parole „Wir sind das Volk“ zum Erfolg führte. Diese Symbole gehören nicht den neuen Nazis und auch nicht den Autonomen Linken. Diese Symbole gehören den Bürgerinnen und Bürgern, die Deutschland als ein freies, multikulturelles, demokratisches Land sehen.
Ich bin froh, in einem Land zu leben, in welchem man sich frei bewegen kann und auch frei die Meinung kundtun kann. Ich werde nicht zum grossen Fahnenschwenker werden, aber ich werde mich auch nicht schämen, dass ich in Deutschland lebe. In Deutschland, einem Land, das vielen Kulturen, Religionen und Meinungen einen freien Raum gibt. Und ich werde weiterhin dafür einstehen, dass aus keiner radikalen Ecke, weder rechts noch links, dieses Pflänzchen Demokratie zertreten wird.