Es ist zum Mäuse melken. Was man macht, ist falsch. Und jeder meint, alles kritisieren zu können, ohne aber wirklich eine Alternative anzubieten.
Silvester 2015 endete in Köln im Chaos, die Polizei war überfordert, nicht präsent, hat scheinbare Anzeichen nicht ernst genommen.
An Silvester 2016 sollte sich das nicht mehr wiederholen, also wurden die Erkenntnisse ausgewertet und Massnahmen eingeleitet, Pläne ausgearbeitet etc.
Und es ist scheinbar dieses Mal nichts passiert, was es wert gewesen wäre, zu berichten.
Man ist fast geneigt zu sagen „leider“, denn mir kommt es vor, als ob man krampfhaft das Thema „Silvester in Köln“ warmhalten will. Und weil es letztes Mal geklappt hat, die Polizei zu kritisieren, dann muss das auch dieses Jahr funktionieren. Auch wenn eigentlich alles geklappt hat.
Da haben vor einem Jahr Menschen dafür gesorgt, dass Silvester in Köln zum Horror für viele wurde. Menschen, die als „Nordafrikaner“ bezeichnet wurden.
Und Silvester 2016 bekommt die Polizei Hinweise, dass sich schon wieder Gruppen von „Nordafrikanern“ Richtung Köln bewegen.
Warum ich „Nordafrikaner“ in Anführungszeichen setze? Weil es wahrscheinlich schwer ist, genau festzustellen, wer wirklich aus Nordafrika stammt und wer nicht.
Deshalb ist auch der Tweet der Polizei als sehr ungeschickt zu bezeichnen „Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft.“
Natürlich muss Jan Böhmermann dann an Neujahr auch gleich mitspielen, indem er schreibt „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Nafri und Neger?“ – Eine Antwort müsste er sich selber geben können.
Was sollte die Polizei tun?
Warten, bis sich wieder was ereignet?
Die Polizei hat das gemacht, was wir von ihr erwarten.
Massendynamik zu kontrollieren, zu deeskalieren und Ausschreitungen zu verhindern.
Die Anreisenden wurden nicht bestraft, nicht festgesetzt oder Ähnliches. Ihre Personalien wurden aufgenommen und es haben sich darunter auch einige gesuchte Personen befunden. Passt doch. Das wollen wir doch. Sonst steht morgen wieder in der Zeitung, dass ein gesuchter Straffälliger unerkannt bei der Silvesterparty in Köln war. Oder so.
Komischerweise haben wir uns bei Veranstaltungen wie Fussballspielen daran gewöhnt, dass Fans schon auf der Anreise kontrolliert werden.
Und manche sind auch schon zurückgeschickt worden.
Wenn jetzt wieder einige über die Massnahmen herziehen, die die Polizei am Silvesterabend zum Schutz der Menschen in Köln und anderswo durchgeführt haben, dann kann ich nur den Kopf schütteln.
Und ich möchte mich bei denen bedanken, die für unsere Sicherheit am Silvesterabend Dienst geschoben haben und sich dafür hergegeben haben, Menschen zu kontrollieren, zu deeskalieren, zu regulieren.
Vielleicht denken auch noch ein paar andere so wie ich und sagen das auch.