Olympia – als ich viel jünger war und die ganze Komplexität um die Olympischen Spiele noch nicht richtig begriffen hatte, oder sie auch nicht begreifen wollte, da waren es spannende Spiele. Doch seit längerer Zeit überschatten meine Begeisterung die Politik und der Kommerz, der mit und von und über diese Spiele gemacht wird.
Ich habe mir lange überlegt, ob ich etwas schreiben sollte, bin dann zu dem Schluss gekommen, einfach, wie des Öfteren, mir meine Gedanken von der Leber zu schreiben. Warum Leber? Keine Ahnung, aber scheinbar soll einem da auch die Laus drüber gelaufen sein, wenn man grantig, muffig, schlecht gelaunt ist.
Und was die ganze Olympia-Debatte die letzten Tage betrifft, da werde ich grantig, muffig, schlecht gelaunt.
Es ist mit Olympia und den Austragungsorten ja nicht wie mit Weihnachten, welches immer so überraschend und plötzlich kommt. Nein, die olympischen Austragungsorte werden viele Jahre vorher ausgelost, bestimmt, gekauft oder was auch immer.
Und da wurde vor vielen Jahren eben Peking oder Bejing der Zuschlag gegeben. Klar haben sich da auch einige Stimmen erhoben, es wurde wieder gesagt, dass Sport keine Politik ist und Olympia zur Völkerverständigung beiträgt. Das war es dann aber schon. Natürlich haben unermüdliche Stimmen, die für die Menschenrechte einstehen, ihren aussichtslosen Kampf gekämpft, wurden aber nicht gehört.
Jetzt, ein paar Tage oder maximal ein paar Wochen vor dem Start der Spiele wird diskutiert, über Boykott gesprochen, die Sportler*innen in die Bredouille gebracht, wie sie es verantworten können, dahin zu gehen.
Ja ich glaub, mir fällt das Frühstück aus dem Gesicht, sogar heute Abend noch, während ich das schreibe. Und das Mittagessen und Abendessen auch noch. Und das geht ganz einfach, weil ich sooo einen Hals habe.
Da trainieren Sportler*innen auf ein weltweites Ereignis, geben ihre ganze Kraft und auch viel Geld (denn es sind keine Profis) in ihren Sport, arbeiten auf das Ziel hin, dabei sein zu können und vielleicht auch irgendwo „vorne“ sein zu können. Sie freuen sich auf andere Sportler*innen, die eines verbindet: Der sportliche Kampf, der Sport als solcher.
Und verdammt nochmal: Diese Menschen sind nicht diejenigen, die es zu verantworten haben, wenn ein Komitee oder wer auch immer einen fraglichen (oder eigentlich einen überhaupt nicht in Frage kommenden) Austragungsort vergeben.
Wenn es diese Institutionen zusammen mit den Verantwortlichen in den Regierungen nicht schaffen, solche Entscheidungen entweder erst gar nicht zu treffen oder sie rechtzeitig zu revidieren, dann, liebe „Allgemeinheit“ und liebe Medien, hört auf, die Sportler*innen vor solche Gewissensfragen zu stellen.
Überarbeitet die Vergaberichtlinien und werft die menschgewordene Korruption aus den Komitees.
Und: Habt als Wirtschaftsverantwortliche auch den Mut, vorauszugehen und Eure Geschäfte mit solchen Ländern auf den Prüfstand zu stellen.
Wenn dies alles gemacht ist, müssen wir den Sportler*innen auf jeden Fall keine solchen Fragen mehr stellen
Meint Euer
Juckplotz