Aus dem 6 Kilometer langen Reschensee, vor der Kulisse der Langtauferer Tals, ragt ein Kirchturm aus dem klaren Wasser. Die Geschichte hinter dem Motiv ist alles andere als idyllisch.
Seit 1922 regierte in Italien und somit auch in Südtirol der Faschismus.
Im Jahre 1939 reichte der Großkonzern „Montecatini“ ein Projekt ein, um den Reschen- und Graunersee um 22 Meter zu stauen.
Die Bevölkerung von Reschen und Graun wurden bei dem Projekt nicht berücksichtigt und schon gar nicht gefragt. Nachdem der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war, hofften die Bewohner des Oberen Vinschgaues, dass das Vorhaben aufgegeben wurde.
1947, nur zwei Jahre nach Kriegsende, wurde bekannt gegeben, dass die Arbeiten am Stauprojekt unverzüglich wieder aufgenommen werden. Im Sommer 1950 wurde der Reschensee gestaut. Neben gefluteten 677 Hektar Boden wurden fast 150 Familien ihrer Existenz beraubt, die Hälfte der Familien wanderte aus. Für die Bewohner von Graun hatte man notdürftig ein Barackenlager am Ausgang des Langtauferertales errichtet.
Der Turm (heute 22m hoch, Ausmaße: 6,20m x 6,20m; Turmdach: 13,5m plus 2m Spitze und Kugel) wurde im 14. Jahrhundert erbaut (1357) und war ursprünglich 36 m hoch.
Bei Höchstwasserstand steht der Turm 7m tief im Wasser.
Die Kirche, die etwas abseits vom Turm stand, wurde in den Jahren 1832 – 1838 erbaut und bei der Seestauung zerstört.
Den Kirchturm von Altgraun im Reschensee habe ich während unserer Fahrradtour „Via Claudia“ von Donauwörth nach Verona aufgenommen. Mehr Details zur Fahrradtour kann man im Blog von Andrea lesen.
Weitere Informationen (externe Webseiten)
„Warum steht der Turm im See ?“ (PDF)