Basierend auf der Idee von Juzicka-Jess geht es vom 1. – 31. Dezember »Rund um Weihnachten«
»Erwünscht sind jegliche Aktivitäten rund um Weihnachten und Silvester. Es darf und soll alles sein: von Liedern, Winterstimmung, basteln, backen, Rezepte, Weihnachtsmarkt, weihnachtliche Schaufenster, Aktivitäten outdoor … vom Geschenkbändeli, über Geschenkpapier, schön verpacktes, Deko, selbstgemachte Weihnachtskarten, Gedichte, Geschichten oder auch selbstgebranntem Schnaps … alles ist erlaubt.
Hauptsache bunt und fröhlich«
Sorry, leider wieder nicht bunt und fröhlich – manchmal geht es einfach nicht. Vor allem, wenn sich das Nachfolgende alle Jahre wiederholt.
Stille Nacht, Kündigungsnacht
Es begab sich aber zu der Zeit, kurz vor Weihnachten, dass in den Firmen des Landes eine frohe Botschaft verkündet werden sollte. Die Geschäftsleitung ließ eine E-Mail versenden, verfasst in der wohltemperierten Sprache des modernen Managements, mit dem Betreff: „Wichtige strategische Weichenstellungen für eine nachhaltige Zukunft“.
Die Mitarbeitenden lasen sie in stiller Andacht zwischen Adventskranz und Deadlines. Schon der zweite Absatz versprach Transparenz, der dritte sprach von Effizienz, und der vierte machte klar, dass diese Effizienz leider ohne einige Menschen auskommen müsse. Man sei gezwungen, sich von geschätzten Kolleginnen und Kollegen zu trennen – selbstverständlich „wertschätzend“, „sozialverträglich“ und „mit schwerem Herzen“.
Währenddessen wurden im selben Gebäude Kisten mit Glühwein angeliefert. Die Lichterkette im Foyer blinkte optimistisch, als wüsste sie von nichts.
Am Nachmittag folgte die Einladung zur Weihnachtsfeier. „Gerade in herausfordernden Zeiten ist Zusammenhalt wichtig“, schrieb die Personalabteilung und setzte ein Tannenbaum-Emoji dahinter. Dresscode: festlich. Stimmung: bitte ausgelassen.
Am Abend standen die Verbliebenen mit Pappbechern um Stehtische, auf denen Lebkuchen lagen, deren Haltbarkeitsdatum optimistischer war als die Zukunft mancher Abteilung. Der Geschäftsführer hielt eine Rede über Dankbarkeit, Resilienz und darüber, dass „wir alle eine große Familie sind“ – eine Familie, die gerade beschlossen hatte, ein paar Kinder zur Adoption freizugeben.
In einer Ecke stießen Menschen an, die innerlich schon Excel-Tabellen mit privaten Sparplänen füllten. In einer anderen Ecke lachte man ein wenig zu laut, um die eigene Erleichterung zu übertönen, dass es diesmal „die anderen“ getroffen hatte. Der DJ spielte Last Christmas, was alle für eine geschmackvolle, beinahe schon brutale Pointe hielten.
Zum Abschied erhielt jeder ein kleines Geschenk: einen Schokoladenweihnachtsmann mit Firmenlogo. Hohl, aber hübsch verpackt. Wie so vieles in diesem Jahr.
Und so gingen sie hinaus in die kalte Nacht, wünschten sich „Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch“ und wussten doch: Manche rutschten gerade sehr viel schneller als andere.
Aber immerhin – die Feier war nett gewesen. Und das Budget dafür war ja zum Glück noch genehmigt.
