Berlin. Für mich eine Stadt, die mich bis heute in meinem Leben begleitet hat. Als ich geboren wurde, war Berlin in die vier Zonen aufgeteilt. Die Blockade Berlins war schon Geschichte. Und ich war noch nicht einmal ein Jahr alt, da wurde die Berliner Mauer gebaut. Die Lufthansa durfte nicht nach Berlin fliegen, es gab die Interzonenzüge, Zwangsumtausch, es gab Ostberlin und Westberlin.
Und es gab Erich Kästner. Sein „Emil und die Detektive“ brachten mir als Kind das ungeteilte Berlin vor dem Krieg nahe. Eine Stadt, die ganz weit weg war und doch in Deutschland. Eine Grossstadt, grösser als Stuttgart 😉
Berlin war für mich immer weit weg. Umgeben von einem Land, von dem wir in der Schule gelernt haben, dass das dortige kommunistische Regime die Menschen unterdrückt.
Mein Vater hat mal eine Zeit in Berlin gearbeitet. In West Berlin. Er brachte mir einen Berliner Bären und einen Doppelstockbus als Modell mit. Es war faszinierend. Mein Vater in Berlin. Und ich hatte einen Bären mit einer „Berlin“ Schärpe.
Irgendwann hatte ich dann „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ gelesen. Auch eine Seite von Berlin. Habe von den Schüssen an der Mauer gelesen oder gehört. Habe mich mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftigt und bin natürlich wieder in Berlin gelandet. Ohne je dort gewesen zu sein.
Ja, ich war nie in Berlin, als es noch eine geteilte Stadt war. Ich bin mal über die Transitstrecke durch die DDR nach Polen gefahren. Beruflich.
Berlin habe ich erst besucht, als die Mauer weg war, die DDR Geschichte und man noch genau gesehen hat, wo Ost und West Berlin war. Ich war zwei Tage dort. Auch beruflich. Und war ziemlich überwältigt. Keine Ahnung, von was. Ich war einfach überwältigt.
Es sollten noch einige Jahre vergehen, bis ich wieder nach Berlin kommen sollte. Dieses Mal privat. Und jetzt studiert einer meiner Söhne dort. Und ich finde Berlin immer noch (oder immer mehr) faszinierend. Eine Stadt, die auf einen wirkt, wenn man es zulässt. Wenn ich dort bin, kann ich die Geschichte nicht ausblenden. Kann es immer noch nicht fassen, dass mein Sohn dort eine Wohnung hat, wo bis 1989 die Mauer und der Todesstreifen war. Ich lasse den Mauerpark auf mich wirken, stehe am Bahnhof Friedrichstrasse und sehe den Tränenpalast und bin froh, dass diese Stadt, dass dieses Land wieder ohne eine Grenze auskommt.
Und ich erinnere mich daran, warum es denn soweit kam, dass eine Stadt in vier Sektoren aufgeteilt wurde.
Und ich stehe mitten in Berlin und sage zu mir „Nie wieder darf so etwas passieren“