Keirō no Hi – Der „Respect for the Aged Day“

Ostsee bei Zingst

Jedes Jahr am dritten Montag im September feiert Japan den Tag des Respekts vor dem Alter. Die alten Menschen werden an diesem Tag geehrt für das, was sie in ihrer Vergangenheit für die Gesellschaft getan haben. Die über 100 Jahre alten Mitglieder der Gesellschaft bekommen ein besonderes Geschenk, Kindergärten und Schulen machen Vorführungen für die Alten Menschen an diesem Tag.

Ich möchte jetzt Japan nicht 1:1 mit Deutschland vergleichen, denn die Kulturen sind eindeutig zu unterschiedlich.

Trotzdem möchte ich den Tag in Japan zum Anlass nehmen, darauf hinzuweisen, dass in der letzten Zeit in unserem Land die Alten in vielerlei Hinsicht das Ziel von pauschalen Aussagen der eher negativen Art geworden sind.

Länger arbeiten, zu hohe Renten, sie sollten nicht mehr wählen dürfen, weil die Zukunft ja eh bei den Jungen liegt, etc.
„Alte, weisse Männer“ wurde zum Synonym von rückwärtsgerichtetem Denken, die Alten haben eh nichts mit Umweltschutz am Hut und was sonst noch alles.

Ja, auch ich bin kurz vor dem Rentenalter, und vielleicht regt mich dieses „Bashing“ gegen unsere älteren Mitbürger*Innen deshalb umso mehr auf.

Liebe Gesellschaft, liebe Politiker, denkt daran: Die Alten, geboren in den 1930er Jahren, haben aus einem Trümmerhaufen das Wirtschaftswunderland gemacht. Die heutigen Alten, die im Kalten Krieg in Berlin waren, haben sich der Blockade gestellt. Und die damals im „besten Alter“ gewesenen haben dazu beigetragen, dass wir jetzt wieder ein Deutschland sind.

Europäische Union, der die Versöhnung mit Frankreich vorausging; Reiseerleichterungen, Demos gegen die atomare Aufrüstung und auch gegen Kernkraft, Friedensbewegung und und und.

All das wurde von den heutigen „Alten“ zumindest ins Leben gerufen. Ja auch die Studenten, die damals gegen Springer und gegen die damalige Polizeigewalt auf die Strasse gingen, sind heute alt.

Denkt mal darüber nach, bevor pauschal nur noch von einer Belastung des Staates durch zu viele Alte geredet wird.

Das wollte ich einfach mal sagen.