Toll

SBB RAe TEE II (2007) - Restauriert und bei SBB Historics für Sonderfahrten

Diese Woche hat Royusch bei Royusch’s Fotochallenge „in die Vollen“ gegriffen. Haut da als Thema das Wort „Toll“ raus. Und ich steh da und denke „Na toll“, was soll man da für ein Foto posten? Tolle Fotos? Ok, vielleicht habe ich ein paar, aber ich entscheide mich dagegen. „Musst ja nicht immer teilnehmen“, sagt das innere Ich, auch landläufig als „innerer Schweinehund“ bezeichnet. Aber ich will an der wöchentlichen Challenge teilnehmen, denn sie fordert einen und nötigt einen auch, das Archiv nach verborgenen Schätzen und Erinnerungen zu durchforsten.

Also teilgenommen und ein Foto veröffentlicht. Spät zwar diese Woche, aber immerhin. Morgen kommt ja schon das neue Thema.

SBB RAe TEE II (2007) – Restauriert und bei SBB Historics für Sonderfahrten

Das Bild zeigt einen TEE Zug der Schweizerischen Bundesbahnen, genauer gesagt den RAe TEE II, der als TEE „Gottardo“ zwischen Zürich und dem Tessin unterwegs war. TEE Züge waren schnelle Züge, die nur die erste Klasse führten und somit schon etwas Luxuriöses.

Abgesehen davon, dass ich Eisenbahnen „toll“ finde, verbinde ich ein „tolles“ Erlebnis mit dem abgebildeten Zug.

Als Kind im Alter von 10 bis 16 Jahren durfte ich jedes Jahr im Sommer für zwei Wochen zu meinem Großonkel und meiner Großtante nach Zürich. Für mich als Junge, der auf der Schwäbischen Alb in einer kleineren Stadt aufwachsen durfte, war Zürich eine Großstadt. Und ist heute immer noch eine sehr schöne Stadt für mich.

Meine Tante war ein paar Jahre jünger als mein Onkel und arbeitete bei einer weltbekannten Auktionsfirma. Ich denke, dass sie auch sehr gut verdient hat und auch hat sie immer Wert darauf gelegt, dass wir am Wochenende immer standesgemäß in irgendwelche tolle Restaurants gingen, wo sie dann immer persönlich begrüßt wurde. Dies war für mich natürlich toll, aber noch viel lieber war ich dann mit meinem Onkel unterwegs, der es lieber ein wenig einfacher hatte. So haben wir dann auch mal beim Zoobesuch im Zürcher Zoo nur „Schüblig und Härdöpfelsalat“ gegessen, was einfach Würstchen mit Kartoffelsalat war. Dieses Essen führte dann abends, als wir gefragt wurden, was wir zu Mittag gegessen hätten, zu einem mittleren Streitgespräch zwischen Tante und Onkel, das nach ein paar rein Züridüütschen Sätzen dann auf italienisch weitergeführt wurde, damit das Ferienkind nichts mehr mitbekam.

Also die Aufenthalte im Sommer waren immer toll, es war immer etwas geboten.

Aber warum jetzt das Bild von dem TEE-Zug?
Nach Ankündigung meines Onkels (er machte immer die Ferienpläne) begaben wir uns eines Morgens auf den Zürcher Hauptbahnhof, wo genau dieser Zug wartete. Ich war noch nie TEE gefahren und natürlich auch noch nie über die Gotthardstrecke. Heute fahren die Schnellzüge durch den Gotthard-Basistunnel, aber damals ging es über die Bergstrecke.

Eine tolle Fahrt erwartete mich von Zürich nach Lugano, natürlich mit einem Aufenthalt im Speisewagen. Ich glaube, die Schweizer brauchen immer einen Speisewagen, sie verstehen es, das Reisen zu einem Erlebnis zu machen.

Natürlich war der Speisewagen und auch das Essen vom Feinsten. Es wurde in solchen Zügen alles frisch zubereitet, die Tische waren mit weißen Tischdecken bedeckt und die Landschaft konnte neben dem Essen in aller Ruhe genossen werden. Keine Lärmschutzwände oder ähnliches trübten den Blick. Einfach toll.

In Lugano besuchten wir dann auf der Halbinsel Melide das „Swissminiature“ die Schweiz in kleinem Maßstab.

Abends ging es dann wieder zurück nach Zürich. Es war ein toller Tag, den ich auch jetzt, nach über 40 Jahren noch sehr gut in Erinnerung habe. Und dies nicht nur, weil sich mein Kinderausweis in derselben Seitentasche wie die obligatorische „Schoggi“ befunden hat, die bei den warmen Tesiner Temperaturen dann schmolz und sich fast untrennbar mit meinem Ausweis verbunden hat. Wir haben ihn dennoch wieder sauber bekommen, wenn dann auch die Nieten, mit denen damals das Passbild befestigt war, irgendwann zu rosten begannen.

Ach so was ich auch toll finde, ist, dass der Zug, nachdem er lange Jahre noch als InterCity in grauer Livree unterwegs war, jetzt bei SBB Historic wieder als „TEE“ unterwegs ist. Zur Zeit wird er für die Schnellfahrstrecken ertüchtigt und es gibt einen Gönnerverein, um dies zu finanzieren.