Zum Abschied der „Bell UH-1D“
Mehr als ein halbes Jahrhundert war der „Teppichklopfer“ genannte Hubschrauber Bell UH-1D der Bundeswehr am Himmel zu hören.
Ab 1968 beschaffte die Bundeswehr insgesamt 340 Hubschrauber dieses Typs.
Eingesetzt wurde die UH-1D zum Truppentransport und Krankentransport. Aber auch in Einsätzen im Katastrophenschutz wie bei der Bekämpfung von Waldbränden oder bei Hochwasserkatastrophen war der „Teppichklopfer“ im Einsatz.
Die Bundeswehr ist seit vielen Jahren zusammen mit zivilen Organisationen im „Such- und Rettungsdienst“ aktiv. Die Hubschrauber haben neben ihrer olivgrünen Bundeswehr-Lackierung eine auffällige orangerote Tür mit der Aufschrift „SAR“ (Search and Rescue). Jahrelang wurde dieser Dienst von der Luftwaffe geleistet, ab 2013 dann vom Deutschen Heer.
Neben der Bundeswehr hatte auch der Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei) diese Hubschrauber im Einsatz.
Den markanten „Teppichklopfer“ Sound verdankt die Maschine vor allem der Tatsache, dass sie nur zwei Rotorblätter hat und somit ein „Blade-Vortex Interaction Noise (BVI)“ erzeugt. Es entsteht dadurch, dass an den Rotorblattspitzen Wirbel ablösen und das nachfolgende Rotorblatt durch diese Wirbel durchstösst.
Eigentlich wurde die UH-1D von Bell Corporation für die US Army gebaut, aber die Firma Dornier GmbH in Friedrichshafen am Bodensee hat bis ins Jahr 1971 insgesamt 352 Exemplare der UH-1D für Bundeswehr und Bundesgrenzschutz gebaut. Dieser Lizenzbau basierte auf einem Abkommen des Bundesministeriums für Verteidigung und der Firma Bell.
Mit der Werknummer 8105 wurde die erste vollständig bei Dornier gebaute UH-1D versehen. Heute steht sie im Dornier Museum in Friedrichshafen, nachdem sie bis 1994 beim HSG 64 im SAR Einsatz war und als SAR-71 Einsätze für das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg-Wandsbek flog.
Die Einführung der Luftrettung in der Hansestadt ging auf den damaligen Innensenator Helmut Schmidt zurück, den die Leistungen der Bundeswehr-Piloten bei der Sturmflut 1962 derart beeindruckt hatten, dass er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, dauerhaft einen Rettungshubschrauber in Hamburg zu installieren.
Das Geschwader wurde 1994 aufgelöst und die Maschine kam zum LTG 62 nach Wunstorf, wo sie 2006 ausgemustert wurde.
Bis Januar 2006 gehörte die durch die Lüfte knatternde Bell UH-1D, liebevoll auch “Anneliese“ genannt, zum Hamburger Stadtbild.
Auch ich durfte während meiner 15-monatigen Wehrdienstzeit einem besonderen Erlebnis mit der UH-1D „beiwohnen“. Wir hatten „Winterkampfausbildung“ am Wendelstein in Bayern und dazu gehörte dann auch eine „Rettungsübung“ mit der UH-1D der Luftwaffe. Ein tolles Erlebnis.
Seit April 2021 ist der Teppichklopfer Geschichte. Mit einer besonders bemalten Maschine war die UH-1D bis Mitte dieses Jahres auf Abschiedstour.
Hauptrotordurchmesser: | 14,63 m |
Länge: | 12,76 m |
Breite: | 2,60 m |
Höhe: | 4,41 m |
Heckrotordurchmesser: | 2,59 m |
Triebwerk: | 1 x Lycoming T53-L11 oder 1x Lycoming L-13 |
Sitzplätze | Maximal 12 |
Maximales Abfluggewicht (MTOM) | 4.308 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 204 km/h |
Reichweite | 450 km |