Christmas Truce 1914

Der Waffenstillstand oder Weihnachtsfrieden von 1914 ist zu einer Legende geworden.

Und Legenden haben die Angewohnheit, mit der Zeit immer weiter sich von der Wirklichkeit zu entfernen.

Hat der Waffenstillstand zu Weihnachten wirklich stattgefunden?
Wie ist es möglich, dass britische und deutsche Soldaten ihre Schützengräben verließen, um gegeneinander Fußball zu spielen? Was ist die Wahrheit über diesen Moment des Friedens in einem brutalen Krieg?

Am 24. Dezember 1914, dem Weihnachtsabend, hörten die Männer der British Expeditionary Force (BEF) zu später Stunde ein ganz anderes Geräusch, das von der deutschen Seite der Schützengräben kam.
Anstelle von Schüssen hörten sie Musik!

Die deutschen Soldaten sangen Weihnachts- und Heimatlieder. Die Schützengräben waren mit Laternen und Tannenbäumen geschmückt.
Irgendwann wurden zwischen den Fronten Nachrichten hin und her gerufen. Laut Leslie Walkinton von den Queen’s Westminster Rifles sagte ein deutscher Soldat schließlich: »Morgen schießt Ihr nicht, wir schießen nicht«.

Am folgenden Tag trafen sich britische und deutsche Soldaten im Niemandsland.
Sie schüttelten sich die Hände, tauschten Geschenke aus und machten Fotos. Einige von ihnen spielten Fußball mit einem Ball, den sie in dieser verwüsteten Gegend gefunden haben.
Es wurden natürlich auch die Unterstände repariert und es konnten die Gefallenen in Ruhe begraben werden.

Der Waffenstillstand war kein Konsens, und er wurde nicht überall an der Westfront eingehalten, sodass es auch am ersten Weihnachtstag zu Toten kam. Auch waren viele Offiziere mit der Waffenruhe uneins, da sie befürchteten, dass der Kampfgeist untergraben würde.

Im weiteren Verlauf des Ersten Weltkriegs versuchten die Oberkommandos auf beiden Seiten, weitere inoffizielle Waffenstillstände zu verhindern. Trotzdem kam es nach 1914 vereinzelt zu kurzen Waffenstillständen zwischen Soldaten, und zwar nicht nur zu Weihnachten.

Manchmal wurden diese Waffenstillstände stillschweigend vereinbart. Kurze Unterbrechungen der Feindseligkeiten, bekannt als das System »Leben und leben lassen«, ermöglichten es den Truppen, ihre Schützengräben auszubessern oder ihre Toten zu bergen.

Der britische Offizier John Wedderburn-Maxwell nahm am Weihnachtsfrieden teil und beschrieb das Ereignis für den IWM Podcast »Stimmen des Ersten Weltkriegs« (in englischer Sprache):

»Nachdem der Krieg wieder aufgenommen worden war, ging ich zum Oberst von Lincoln. Dort fand ich den stellvertretenden Befehlshaber und den Adjutanten vor, die ein fröhliches Weihnachtsfest feierten und mir sagten, ich solle zu ihnen kommen.
Und es gab Fasanenbraten.
Es war wunderbar, wie sie in den Schützengräben auf Holzkohlefeuern kochen konnten«.

Quelle: IWM-Imperial War Museums

Der Waffenstillstand bietet ein romantisches Bild von Feinden, die eine gemeinsame Basis finden, selbst wenn sie von weitreichender Zerstörung umgeben sind.
Die Sammlungen des IWM enthalten eine Reihe von unglaublichen Fotografien, Briefen, Zeitungsartikeln und Interviews, die von diesem Schlüsselmoment der europäischen Geschichte zeugen.

Ein Waffenstillstand wie der Weihnachtsfrieden sollte sich nach 1914 nie wieder ereignen.
Dennoch war es ein so einzigartiges Ereignis, dass es in der Symbolik des Ersten Weltkriegs verankert ist.

Quellenangabe: Imperial War Museums (https://www.iwm.org.uk/)