Martinstag

Zuneigung

Am 11. November ist Martinstag. Martinstag wird mit Laterne laufen und der Martinsgans in Verbindung gebracht. Für die Kinder ist Laterne laufen immer ein besonderes Erlebnis. Mit der hellen Laterne im Dunkeln, zu einer Zeit, wo man sonst eben zuhause ist, weil es einfach unwirtlich und ungemütlich da draußen ist.

Unwirtlich, kalt war es auch im Jahr 316 nach Christus. Ein römischer Soldat reitet an dem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Martin, so wird der Soldat heute genannt, teilt seinen Umhang in der Mitte durch und schenkt eine Hälfte dem frierenden Menschen.

Der Sage nach erschien dann Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.

Heute sitzen tausende frierender Menschen in den Wäldern im Grenzgebiet zwischen Belarus und Polen. Menschen, die von einem menschenverachtenden Despoten und Diktator, der unrechtmäßig an der Macht bleibt, obwohl ihm sein Volk klar gemacht hat, dass sie ihn nicht wollen. Er benutzt diese Menschen, um Europa zu erpressen. Europa soll die Sanktionen gegen ihn und sein Regime aufgeben, sonst werden weitere Menschen von ihm auf die „Reise“ nach Polen, in die EU geschickt.

Menschen, die in gutem Glauben Geld bezahlen. In dem Glauben, dass sie, wenn sie in Belarus sind, dann ganz schnell in der EU, in Deutschland sind.

Und jetzt sitzen sie, mit Bussen an die Grenze gekarrt, im Niemandsland an der EU Außengrenze. Polen will keine Hilfe, lässt niemanden in die Nähe der Grenze. Keine Hilfsorganisationen, keine Reporter.

Und wir? Haben wir Angst, dass der Flüchtlingsstrom uns überrennt? Uns arm macht, unsere Kultur unterwandert?

Oder warum gibt es von Politik und Kirchen so wenig aktiven Einsatz für diese Menschen, die sich haben durch Versprechungen verblenden lassen und jetzt nicht mehr vor, aber auch nicht mehr zurück können.

Wo ist unser Schwert? Benutzen wir es, um unseren Mantel zu teilen, oder um Hiebe gegen diese Menschen auszuteilen (auch unsere Ansichten und Aussagen können Schwerter sein).