Wer kann heute mit dem Begriff „Kalter Krieg“ noch etwas anfangen? Im Englischen klingt es meiner Meinung nach noch mehr nach dem, was es war: „Cold War“ war der jahrelange Tanz auf dem Vulkan, die Angst vor einem Dritten Weltkrieg, auf den man sich in den Jahren ab 1947 bis in die 1980er hier im „Westen“ (und wahrscheinlich auch im „Osten“) vorbereitet hat.
Mit Sabine und Dirk von der „Foto-Faktorei“ durfte ich das „Hilfskrankenhaus“ in Gunzenhausen besuchen. Es wird auch „Bunkerkrankenhaus“ genannt, da das 4.000 qm große Areal in fünf Meter Tiefe unter der Erdoberfläche liegt.
1963 bis 1965 wurde das Krankenhaus erstellt. Die Baugrube fiel auf, so groß und vor allen so tief, wie sie war. Nach der Fertigstellung waren 13.800 Kubikmeter Raum mit einer bleiummantelten Stahlbetonschicht umbaut.
„Platz“ für 600 Betten, Operationssäle, Röntgenräume, Behandlungszimmer, Küche, Sanitäre Anlagen, Maschinen für Energie, zur Wasser- und Luftaufbereitung. All das sollte Menschen im Katastrophenfall für 14 Tage ein Überleben erlauben. Katastrophenfall war in erster Linie ein sogenannter „ABC-Angriff“, also ein Angriff mit Atom- Bakteriellen- oder Chemiewaffen.
Unvorstellbar, wenn man sich die Räume heute anschaut, die zum Glück nie für diesen Ernstfall benötigt wurden.
Räume, die Beklemmung auslösen. Beklemmung, dass es hätte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg jederzeit zu einer Eskalation kommen können.
Dass diese Zeit nicht all zu lange vergangen ist, zeigt sich darin, dass das Krankenhaus, das heute unter der gewerblichen Berufsschule liegt, bis 1996 in Betriebsbereitschaft war.
12 Ärzte, 3 medizinisch-technische Assistentinnen, 24 Krankenschwestern, 60 Hilfsschwestern und 6 Krankenpfleger waren für den Dienst eingeplant und haben auch Übungen abgehalten, um eine Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten. Natürlich wären auch diese Menschen für zwei Wochen in dem Krankenhaus eingesperrt gewesen. Die Luft gefiltert, die Temperatur bei ungefähr 17 Grad Celsius, einberechnet, dass die dort lebenden Menschen auch zur „Heizung“ durch ihre Körperwärme beitragen.
Da das Arzt- und Pflegepersonal in Schichten arbeitete, wurden die Betten auch schichtweise belegt, somit konnte Platz gespart werden.
Man hat damals wirklich geglaubt, dass zwei Wochen nach einem Angriff die Atmosphäre über der Erde wieder dazu geeignet gewesen wäre, wieder alles an die Oberfläche zu verlagern. Aus heutiger Sicht eine sehr kindliche Einstellung.
Unter http://hilfskrankenhaus.gunzenhausen.de/ können noch mehr Fakten und Eindrücke abgerufen werden. Ich lasse jetzt hier vor allem die Bilder sprechen.
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Im Lager liegen die notwendigen Teile noch unverpackt, aber die Zeit hat sie überholt. Windeln, „Elefanten“-Schuhe… Dinge, die vielleicht der Eine oder die Andere noch aus der Jugend oder von den Eltern kennt.
Und die Postleitzahlen der Herstellerorte sind noch vierstellig.
Es war eine Reise zurück in eine Geschichte, die ich als Kind noch nicht richtig begriffen hatte, als Jugendlicher erlebt habe und als junger Erwachsener in meinem Wehrdienst noch erleben musste.