Sind es wirklich schon zwanzig Jahre her, als aus der „DDR“ und der „BRD“ die „Bundesreprublik Deutschland“ wurde? Eine lange Zeit, aber im Vergleich zur Zeit der Teilung, die nach dem unseligen zweiten Weltkrieg begann, eine kurze Zeit.
Ist es wirklich ein Grund zum Feiern? Ich denke: Auf jeden Fall.
Warum bin ich so unkritisch und positiv? Weil ich alles durch eine rosa Brille sehe? Nein, ich sehe sehr wohl die Unterschiede zwischen „Ost und West“, sei es in den Gehältern, auf dem Arbeitsmarkt oder sonst irgendwo. Aber: Menschen sind vor der Einheit vor allem in der damaligen DDR auf die Straße gegangen und haben durch ihren Mut, ihre Friedfertigkeit und ihre Beharrlichkeit eine Deutsche Einheit erst möglich gemacht.
Der damalige Bundeskanzler Kohl hatte im Überschwang der Gefühle „blühende Landschaften“ versprochen. Davon sind wir weit weg, da auch in den „alten Bundesländern“ nicht überall „blühende Landschaften“ sind. Aber wir haben die Freiheit erlangt, unsere Meinung ohne Angst kund zu tun, und das gehört auch zum „Aufblühen“ einer Gesellschaft.
Im Westen haben wir gelernt, dass auch die Menschen in den „neuen Bundesländern“ vollwertige Mitglieder dieser Bundesrepublik sind, genau so viele Ideen haben wie die in den „alten Bundesländern“, vielleicht sogar mehr Flexibilität an den Tag legen als wir „alten Bundesbürger“.
Die heutige Bundesrepublik Deutschland hat Probleme wie alle Staaten in Europa: Schulden, Unzufriedenheit, Politikverdrossenheit und – was am Schlimmsten ist: Stammtischparolen.
Alle mündigen Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind mit verantwortlich an der Zukunft des gesamten Landes. Die Mauer ist aus der Landschaft weg, aus den Köpfen geht sie auch weg, wenn auch langsamer. Lasst uns die Mauern nicht an anderen Stellen wieder aufbauen, weder gegen Minderheiten, Arbeitslose oder Ausländer. Lasst uns diesen Tag feiern als etwas Bewegendes, als etwas, was aus dem Willen eines mutigen Volkes entstanden ist. Wir brauchen keine Polarisierung in Deutschland, wir brauchen einen Gemeinschaftssinn, der über die Grenzen hinausgeht.