Mein Kind? – War da was?

Verkehrszeichen
Mein Kind?

Es gab mal wieder Stau auf der Autobahn. Typisch Freitag nachmittag. „Meinetwegen“, dachte ich „dann ist eben Landstrasse angesagt“. Dank Navigationssystem habe ich mutig die nächste Ausfahrt genommen und bin in einer Gegend gelandet, in der ich – soweit dachte ich zumindest – noch nie in meinem Leben war.

Die Fahrt auf der Landstrasse verlief einigermaßen zügig, die Gegend war auch nicht übel, und viele Ortschaften wurden durch eine Umgehungsstrasse weiträumig vom Autoverkehr geschützt.

Doch die Strasse war noch nicht ganz modernisiert, und so liess es sich nicht vermeiden, dass ich hin und wieder durch kleine Ortschaften kam. Ortsschild, Zusatzschild „Radarkontrolle“, also alles ganz normal. Und dann plötzlich ein gelbes Schild mit der Aufschrift „Fahr vorsichtig – Es könnte auch dein Kind sein“. Mein Kind? Hier? Nein, meine Kinder sind ungefähr 200 Kilometer von hier entfernt…

Oder hat sie jemand hierher gebracht, ohne mein Wissen? Kann ich mir nicht vorstellen.

In Gedanken fuhr ich weiter – es war übrigens weit und breit kein Kind zu sehen, weder eines von „meinen“, noch ein anderes.

Nach ein paar Kilometern im nächsten Dorf nochmals so ein Schild. „Es könnte mein Kind sein?“ – Ich war doch noch nie hier, oder? Bis jetzt dachte ich immer, ich sei immer im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte gewesen, bei allem, was ich tat. Aber das Schild machte mich unsicher. Wenn hier mein Kind sein könnte, warum muss ich es durch ein Schild erfahren? Und wo hält sich mein mögliches Kind versteckt? Und wo ist die Mutter, die dieses Schild aufgestellt hat, auf der Suche nach dem Vater?

Es könnte mein Kind sein… Fahr vorsichtig, halte Ausschau, vielleicht sieht irgendein Kind dir ähnlich, vieleicht trifft dich ein fragender Kinderblick…

Aber auch in diesem Dorf – kein Kind. In Gedanken und ziemlich unsicher fuhr ich weiter und war froh, dass jetzt alle Strassen um die Dörfer führten, wo die Bewohner es für möglich halten, dass die Kinder von mir sein könnten.