Das Reich der Mitte(l) – oder: Pecunia non olet

Geld regiert die Welt, oder eben „Geld stinkt nicht“, wie die Übersetzung des lateinischen „Pecunia non olet“ lautet.

Es scheint, als ob die Themen Menschenrechte und Raubkopien sich hinter der Macht des Geldes einzureihen haben. Wie ist es denn sonst zu erklären, dass zum wiederholten Male eine Delegation deutscher Politiker und Industrieller nach China reist, um für Investitionen in Europa zu werben?

Chinas Führung hat beim fünftägigen Besuch der Delegation mit Bundeskanzlerin Angela Merkel klar gemacht, wer „das Sagen“ hat. Das Treffen mit den Regimekritikern wurde abgesagt, aber China kann sich vorstellen, den europäischen Rettungsschirm zu stützen.

Liebe Verantwortlichen in Deutschland und Europa: Bitte habt ein Mindestmass an Moral bei eurem Handeln auch in wirtschaftlichen Belangen. In einer Zeit, in welcher zunehmend das Schlagwort „Soziale Verantwortung“ (wieder) Bedeutung gewinnt oder gewinnen soll, ist eine finanzielle Beteiligung Chinas sowohl am europäischen Rettungsschirm als auch in europäischen Firmen bestimmt nicht das, was man „richtungsweisend“ nennen kann… oder doch? Dann weiss ich wenigstens, in welche Richtung wir gehen.

Seit Jahren wird über die Aufnahme der Türkei in die EU diskutiert. Sie wird abgelehnt, weil die Türkei erst noch „Hausaufgaben“ im Bereich der Menschenrechte machen muss. Sie wird abgelehnt, weil die Kultur der Türkei nicht mit der der übrigen EU Länder vergleichbar ist.

Wir können von China nicht Geld nehmen und trotzdem die dortigen politischen Gegebenheiten kritisieren. Dies hat der letzte Besuch von Angela Merkel gezeigt.

Und es scheint so, als ob wir lieber das Geld nehmen und den Mund halten, als weiterhin den Mund aufmachen und die Missstände anprangern. – Europa wird mundtot gekauft und freut sich auch noch.