Es ist wieder mal soweit. Wie jedes Jahr. Und doch ganz anders. Dem SarsCoV-2 Virus „sei Dank“. Menschen drehen fast ab, weil es Beschränkungen bei Besuchen und Weihnachtsfeiern gibt. Verständlich, denn es sind liebgewonnene Gewohnheiten, manchmal das einzige Fest im Jahr, wo alle zusammenkommen.
Ich hab mir mal überlegt, wie es denn Maria und Joseph so ging, denn irgendwie ist ja die Sache mit den Beiden und ihrem Sohn Jesus der Grund, weshalb wir Weihnachten feiern. Wenn wir Weihnachten nur wegen „Zusammenkommen“ feiern, dann könnten wir das doch auch auf das Frühjahr legen, wenn man wieder raus kann und so. Aber vielleicht ist das was ich das schreibe schon Blasphemie.
Zurück zu Maria und Joseph vor mehr als 2000 Jahren. Da kam also so ein Befehl, dass jeder in seinen Geburtsort ziehen sollte, um sich dort bei einer Volkszählung einzutragen. Da war nix mit „kann man das auch online machen“, nein jede Familie musste dahin, wo das Oberhaupt der Familie geboren war. Damit für die Römer und ihre Statthalter die Steuern mal wieder neu angepasst werden konnten.
Eine große Völkerwanderung war im Gange, die Reisen dauerten länger als heute mit der Bahn, auch wenn die immer mal wieder Verspätung hat. Ein Maximalgewicht des Reisegepäcks war schon dadurch gegeben, dass man es selber schleppen musste, wenn man nicht gerade irgendein Nutztier hatte, das einem beim Tragen geholfen hat.
AirBnB und Booking.com gab es auch nicht und eine Herbergsreservierung war wahrscheinlich auch nicht so einfach zu bewerkstelligen.
Joseph hat also von diesem Befehl gehört und es hat ihn wahrscheinlich ziemlich angeödet, diese Reise zu machen. Für ihn und seine Familie sprang ja nichts raus. Es war wieder nur für die Regierung, die man nicht einmal selber gewählt hat und wo man am Besten nichts dagegen sagt.
Ausserdem war Maria hochschwanger, was Joseph gerade sowieso ziemlich beschäftigte. Das Kind hatte nicht er gezeugt, da war er sich sicher. Und er war eigentlich auch bei Maria sicher, dass sie nichts mit einem Anderen hatte. Und dann diese merkwürdige Ansage, dass das Kind Gottes Sohn sei. Ok, das brauchte er bei seinen Kumpels genau so wenig auf den Tisch bringen wie Maria es besser bei ihren Freundinnen auch nicht ansprach.
Es war sowieso schon ruhiger geworden bei Maria und Joseph. Sie hatten sich zurückgezogen, da diese Schwangerschaft vor der Hochzeit am Besten nicht zu publik wurde. Heiraten ging jetzt auch nicht, da dieser vermaledeite Befehl natürlich alle Planung über den Haufen geworfen hatte.
Die Bekannten von Joseph und Maria waren entweder alle aus Nazareth gebürtig, oder sie kamen aus einer anderen Gegend. Nach Bethlehem musste niemand. Zumindest niemand, den Joseph kannte.
Also zogen sie los, Maria hochschwanger und Joseph in Gedanken, was alles noch kommen würde. Natürlich würde er auf Maria acht geben, dass sie sich bei der Reise nicht zu sehr anstrengen musste, deshalb durfte sie die meiste Zeit auf dem Esel reiten. Oft wurde ihr dann aber nach einer Zeit schlecht und sie setzten die Reise wieder ein Stück zu Fuß fort. Dadurch dauerte das Ganze natürlich länger als normal.
Und es kam, wie es kommen musste: Obwohl Josef in Bethlehem geboren war, kannte er niemanden. Er war als Zimmermann umhergezogen und von Bethlehem schon seit Jahren weg. Also musste er wohl oder übel nach einem Hotel suchen. Aber wie wir wissen, war nichts mehr frei. Und einfach woanders hin ging nicht, das war viel zu weit.
Ok, jetzt kommt die Story mit dem Stall. Besser als gar nichts. Hatte Joseph bei seiner Wanderschaft schon öfters gemacht, im Stall übernachtet. Aber noch nie mit einer hochschwangeren Frau, die jederzeit die Wehen bekommen könnte. Und sie auch bekommen wird, wie wir wissen. Schon das brachte Joseph ziemlich in Stress. Aber was sollte er tun?
Sie machten sich den zugewiesenen Platz so „gemütlich“ wie es eben ging, soweit weg wie möglich vom Ochsen, der auch im Stall war. Nicht auszudenken, wenn der während sie schliefen, versehentlich auf Maria draufgetreten wäre. Dem Esel war neben dem Ochsen auch nicht ganz wohl, aber was sollte Joseph machen? Wenigstens schien der Ochse ziemlich friedlich zu sein; es war ihm egal, wer da im Stall war, Hauptsache er hatte sein Futter und seinen Platz.
Ja, Maria und Joseph waren allein. Allein auf der Reise, alleine im Stall und alleine bei der Geburt. Und dass nachher Hirten und Engel und die Weisen kamen, war wahrscheinlich auch nicht das, was sie gerne nach der Geburt ihres Sohnes, auch wenn er angeblich Gottes Sohn war, gehabt hätten.
Sie hätten sicher viel lieber mit ihren Freunden und Freundinnen zuerst eine Hochzeit gefeiert, dann wäre das Kind in der Ehe auf die Welt gekommen, alle hätten sich gefreut und es hätte ein tolles Fest gegeben.
Ging aber nicht. Kam was anderes dazwischen.
Wie bei uns.
Ich wünsche besinnliche Weihnachten